Montag, 14. Dezember 2015

Facebook und die Links-Pegida

Wer wissen will, was genau bei der politischen Linken schief läuft, muss sich einmal in deren Niederungen begeben. Dorthin, wo falsches Gendern fast schon ein Todesurteil bedeutet. Dort, wo extrem rechts und extrem links sich vor allem darin unterscheiden, dass die Linken das mit den Nebensätzen besser begriffen haben. Dort, wo die linke Pegida sitzt: bei "Linksunten".

Da ist man neuerdings ganz stolz darauf, Facebook "gehackt" zu haben. Wer jetzt meint, da hätten sich ein paar findige Köpfe gefunden und nach Analyse des Seitencodes sowie der verwendeten Infrastruktur eine Sicherheitslücke genutzt, um in die Systeme einzudringen, dort sensible Daten abzugreifen oder auf der Startseite ein wenig Schabernack zu treiben: weit gefehlt. "Linksunten" ist eher was für die schlichten Gemüter, da muss es "mit reichlich Steinen und Farbe" zugehen, mit denen man "in der Hamburger Innenstadt (Caffamacherreihe 7) die Glasfront der Deutschlandzentrale von Facebook 'zerhackt'" hat. Ganz stolz präsentiert die Seite auch gleich ein Foto, versehen mit reichlich Revolutionslyrik, in der es mal gegen Google, mal gegen Facebook, gelegentlich auch gegen Twitter, AirBnB und Uber geht - ach, im Prinzip ist nach eigenen Angaben das ganze "Netz kaputt".

Was genau soll die Nummer in Hamburg noch einmal gebracht haben? Oh, ja, "Mit Rauch haben" die linken Aktivist*innen "die Cops der nur 70 Meter entfernten Polizeiwache im Nebel gelassen." Und das bewirkt jetzt was? "Die Unternehmensführung von Google war empfindlich getroffen." Weil ein paar Bekloppt_innen Steine und Farbe auf eine Häuserwand werfen? Ach nein, das war eine andere Aktion, gegen Google nämlich, "gegen den astronomischen Anstieg der Wohnkosten im Umkreis der Haltestellen dieser Shuttle-Busse, die jeden Morgen Tausende Google-Mitarbeiter*innen aus der Umgebung von San Francisco zum Unternehmenssitz im Silicon Valley bringen". Ja, aber was sollte die Nummer in Hamburg, bei Facebook? "Mark Zuckerberg ist letzte Woche mit Anfang 30 in Elternzeit gegangen." Wegen der Steineschmeißerei? Nein, das war später. Um es vorweg zu nehmen: Das eigentliche Ziel bleibt den ganzen Text hindurch unklar. Nur einmal schimmert ein Hauch von Begründung auf, als die "Times of India" erwähnt wird, die sich aus einem von Facebook initiierten Projekt zurückgezogen hat, das ein vom Konzern kontrolliertes Pseudo-Internet in die unterversorgten Gebiete Indiens bringen sollte.

Für Leute, die wie die Schnullernazislink.innen von "Linksunten" eine Mikrometerschraube brauchen, um ihren IQ zu messen: Wer in Hamburg die Wand eines Bürogebäudes beschädigt, beeindruckt damit Facebook nicht im Geringsten. Leute, wir haben schon vor 30 Jahren ganz ähnliche Nummern gegen Banken gesehen, und die hat das kein Stück beeindruckt. OK, ein paar von denen hat es inzwischen zerlegt, aber nicht wegen der kaputten Fenster in den Achtzigern, sondern von innen heraus, weil ein paar Excelsheet-Ausfüller mit BWL-Abschluss zu blöd sind, mit Geld umzugehen und dabei mehr Kapital vernichtet haben als sämtliche SPD-Regierungen seit Bestehen der Bundesrepublik zusammen. Springer, genauer genommen "Bild" hat gewaltige Schwierigkeiten mit seinen Auflagezahlen, aber auch das ist nicht das Ergebnis der Anti-Springer-Proteste der Achtundsechziger, sondern die Folge davon, dass kein Mensch mehr Zeitungen liest, wenn er viel aktuellere Informationen im Internet findet.

Wenn ihr Facebook angreifen wollt, müsst ihr Infrastruktur angreifen, und die sieht so aus. Das sind so genannte Rechenzentren. Viel Zaun und bemerkenswert wenig Fenster, nicht wahr? Warum? Weil Computer_innen nicht nach draußen gucken müssen. Weil fensterlose Räume viel leichter gekühlt werden können als welche mit Fenstern. Weil man nicht vorhandene Fenster nicht einschmeißen kann. Von Gebäuden dieser Art betreibt Facebook weltweit ein ganzes Bündel, davon einige in Ländern, in denen man auf Revoluzzerspielchen deutlich weniger entspannt reagiert als hier, aber dort habt ihr wohlweislich keine Steine geschmissen.


Leute, wenn ihr Facebook so unfassbar doof findet, dann nutzt den Kram doch einfach nicht.

Oh, aber da wären noch die knapp 1,4 Milliarden Menschen, die das anders sehen. Wie wäre es, wenn ihr erst einmal die dazu bekämt, ihr Handeln zu überdenken. Ach nein, das wäre ja Arbeit. Das wäre demokratisch. Steineschmeißen ist viel lustiger, viel heroischer.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es gibt viele gute Gründe, Facebook nicht zu nutzen, und eine ganze Reihe davon tauchen im Linskunten-Artikel auf. Wer glaubt, dagegen etwas mit Farbe und Steinen gegen eine Hamburger Hauswand etwas ausrichten zu können, glaubt wahrscheinlich auch, etwas gegen die Klimaerwärmung zu unternehmen, indem er beim VW-Händler ein paar Reifen aufschlitzt. Nein, gegen eine Webseite geht man nicht mit Steinen vor, sondern politisch. Da ist die Sache nicht mit fünf Minuten Steineschmeißen und dann wegrennen erledigt, sondern da muss man argumentieren, die eigene Position zu hinterfragen bereit sein, Anderen zuhören, Mehrheiten erlangen,

Mal sehen, ob ihr das auch könnt.

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