Dienstag, 30. Juli 2013

Obsolete Dreckstechnik Teil 4: Drucker

Seit 30 Jahren gibt es bezahl- und halbwegs nutzbare Computer für den Hausgebrauch, seit 30 Jahren gibt es für sie Drucker als Peripheriegeräte, und seit 30 Jahren schafft es diese hirnlose Bande von Hard- und Softwareentwicklern nicht, die Dinger dazu zu bringen, was sie angeblich so toll können: drucken.

Gut, drucken können sie schon - irgendwas; allerdings hat das Gedruckte nur in Ausnahmefällen etwas mit dem zu tun, was man eigentlich erwartet hätte. Am Anfang war das auch nicht weiter verwunderlich, musste man doch seinerzeit am Bildschirm kryptische Kommandosequenzen eingeben, die erst auf dem Weg zum Drucker in die endgültige Schrifttype umgewandelt wurden. Heutzutage aber, da kein Mensch mehr weiß, was WYSIWYG heißt, weil alle es als selbstverständlich erachten, am Bildschirm das zu sehen, was beim Druck auch herauskommen soll, ist mir unbegreiflich, warum ich hochauflösende Videos in Sekundenschnelle nach Australien schicken kann, aber im Durchschnitt drei Anläufe brauche, bis der Drucker direkt neben mir das ausgibt, was meine Textverarbeitung einwandfrei am Bildschirm darstellt.

Erster Versuch: Der Drucker blinkt hektisch. Warum? Ach ja, die blaue Patrone ist leer. Egal, das ist ein reiner Text, der braucht nur schwarz, aber das interessiert den Drucker nicht. Es könnte ja vielleicht irgendwann ein blaues Pixel kommen, und dann wäre alles hin.

Zweiter Versuch: Die blaue Patrone ist ausgewechselt. Um sie zu finanzieren, gibt es die nächsten vier Wochen nur Leitungswasser und den Geruch der Pizzeria gegenüber als Nahrung. Der Drucker spuckt wirre Zeichen. Irgendwann beim Patronentausch müssen ein paar Bytes verlorengegangen sein, weswegen aus der einen Seite auf einmal 30 werden - bestehend aus einer Zeile Zeichenmüll gefolgt von einem Seitenvorschub.

Dritter Versuch: Nach einem Neustart des Rechners und des Druckers können wir einen weitern Anlauf starten. Diesmal scheint alles glatt zu gehen, bis die etwas komplexere Grafik am Seitenende gedruckt werden soll. Die Grafik besteht aus vielen einzelnen Logos. Aus irgendeinem Grund überfordert das den Druckertreiber. Testweise schicke ich die gleiche Seite an den Drucker in der Firma, rufe eine Kollegin an und bitte sie, nachzusehen, ob der Druck sauber aussieht. Alles OK, alles drauf. Nur leider brauche ich den Druck hier und nicht 200 km entfernt.

Vierter Versuch: Wir werden nie erfahren, ob die Grafik dieses Mal ihren Weg aufs Papier gefunden hätte, denn leider bleibt das Papier irgendwo im Drucker stecken und faltet sich zieharmonikaartig auf. Das ist zwar auf gewisse Weise ästhetisch, aber nicht das, was ich wollte.

Fünfter Versuch: Diesmal sieht es gar nicht so schlecht aus, sieht man einmal von den Streifen ab, die plötzlich auf dem Papier erscheinen. Wie konnte ich das übersehen - Zeit zum Druckerreinigen.

Sechster Versuch: Nach der Reinigung bläst der Drucker etwa ein Monatsgehalt an Tinte in sein Auffangkissen, damit die Düsen wieder sauber sind, weigert sich dann aber, vom Computer irgendein Kommando anzunehmen. Abhilfe schafft die Neuinstallation des Druckertreibers, die mir bei dieser Gelegenheit einige hundert Megabyte völlig unbrauchbare Zusatzsoftware auf die Platte schaufelt, deren einziger Sinn darin zu bestehen scheint, mir das Firmenlogo des Druckerherstellers möglicht bildschirmfüllend auf dem Desktop unterzubringen und gleichzeitig mit irgendwelchen Hintergrundjobs den Rechner auf die Geschwindigkeit eines Schalterbeamten der Deutschen Reichpost von 1871 zu bremsen.

Ich gebe es auf. Wenn das der Weg sein soll, das papierlose Büro zu erreichen, ist er gelungen - sieht man vielleicht davon ab, dass ich zum Erlangen dieser Erkenntnis drei schwedische Fichtenwälder durch meinen Drucker gejagt habe.