Montag, 9. April 2012

Obsolete Dreckstechnik Teil 2 - WLAN



Das mag jetzt etwas überraschen. WLAN, so werden die Meisten einwenden, sei doch eine großartige Idee, endlich lägen nicht mehr überall diese lästigen CAT-5-Kabel herum, über die man ohnehin nur stolpert, was in der Regel zu katastrophalen Hardwareschäden führt.

Man mag mich ewiggestrig zeihen, aber in meiner Kindheit gab es etwas, das nannte man Vorsicht, und genau so etwas wie das sorgsame Verlegen von und Beachten herumliegender Kabel lernt man spätestens dann, wenn man seine Stereoanlage gehimmelt hat, weil man sich in einem Lautsprecherkabel verheddern zu müssen geglaubt hat.

Gehöre ich etwa zur Elektrosmog-Fraktion? Himmel nein, quillt etwa, während Sie diesen Artikel lesen, Granderwasser aus Ihrem Rechner oder riecht es nach Räucherstäbchen? Nein, der Grund ist viel einfacher: Der Kram funktioniert nicht.

"Wieso? Bei mir klappt's ganz famos (um dieses Wort völlig unangebracht hier zu verwenden)", werden Sie sagen. Natürlich ist mir klar, dass die meisten Anwender die meiste Zeit über mit dieser Technik klarkommen, aber da ich einen Großteil meines Lebens damit verbringe, anderer Leute Rechner zu administrieren, habe ich ein gutes Gespür dafür, was schief geht, wenn etwas schief geht, und jetzt raten Sie mal, worauf knapp die Hälfte der Einsätze, zu denen ich gerufen werde, hinaus läuft.

Das Symptom ist natürlich immer gleich: "Ich komme nicht ins WLAN." Im einfachsten Fall ist die Sache damit erledigt, dass man den Sender einfach hinter dem Sofa hervor holt. "Das ist auch kein Wunder", werden Sie einwenden. "Das Sofa schirmt natürlich das Signal ab." So gründlich, dass ein zwei Meter entfernt stehender Rechner den Sender überhaupt nicht mehr in seiner Liste aufführt? Kann man vom Endnutzer wirklich verlangen, das zu ahnen?

Ein anderer Klassiker: Der Nachbar ist ein freundlicher Mensch und gestattet das Mitsurfen in seinem WLAN. SID, Passwort, alles vorhanden. Zwischen uns und dem Internet liegen vermeintlich nur ein paar Tastendrucke.

Natürlich funktioniert auch das nicht. Der Grund liegt darin, dass der Treiber die Passworteingabe auf sehr individuelle Weise in ein für ihn verwertbares Format umwandelt, und natürlich gibt es keinen Standard, der hier für Klarheit sorgt. Mit anderen Worten: Ein und dasselbe Passwort kann auf zwei verschiedenen WLAN-Karten unterschiedlich codiert werden, und natürlich akzeptiert der Zugangspunkt nur eine der beiden Versionen.

Manchmal scheint auch alles in Ordnung. Der Rechner verbindet sich, die Übertragung ist stabil, alle sind glücklich. Bis auf einmal.

Auf einmal nämlich kommt die Verbindung nicht zustande, ohne dass der Anwender sich einer Schuld bewusst ist. Im einfachsten Fall reicht es, den WLAN-Zugangspunkt aus- und anzuschalten, was ich allerdings schon reichlich bizarr finde. Wie kläglich muss ein Treiber zusammengeschmiert sein, der tagelang klaglos Daten verteilt und dann ohne tieferen Grund beschließt, in schmollendes Schweigen zu versinken? Welche Peinlichkeiten spielen sich da auf Codeebene ab? In meiner Kindheit gab es so altmodische Dinge wie Radios, als auch Funkempfänger. Die liefen, wenn man sie ließ, wochenlang durch. Die musste man nicht alle zehn Tage aus- und anschalten, weil sie sich aufgehängt hatten.

Das An- und Ausschalten funktioniert freilich nicht immer. Manchmal liegt die Ursache auch darin, dass ein aktualisierter Treiber - generell eine gute Idee - auf einmal irgendeinen Funkstandard nicht mehr sauber unterstützt. Warum das niemandem auffiel, bevor der Kram auf den Markt geschleudert wurde? Wir können nur raten.

Keine Kommentare: