Spätestens, wenn der politische Gegner den eigenen Kampfbegriff gegen einen verwendet, ist es Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken, die Vokabel aufzugeben, insbesondere dann, wenn es sich um eine so idiotische wie "Fake News" handelt.
Der Terminus geistert seit letzten Sommer durch die Presse, und ähnlich wie bei "Hate Speech" hat er gleich mehrere Mängel: Erstens ist er ein typischer Modebegriff, der schön wissenschaftlich klingt, tatsächlich aber - zweitens - nicht sauber definiert ist, woran auch - drittens - inflationäre Benutzung nichts ändert, zumal - viertens - nichts grundsätzlich Neues beschrieben wird. "Fake News" ist das, was vor einem Jahr noch als Verleumdung, Hetze oder Propaganda bezeichnet wurde - zumindest wäre das meine Definition. Die Bundesregierung hingegen spricht gern von "Falschmeldungen", und genau hier sehe ich die Schwierigkeit: Während die Einen rechte Hetze aus dem Netz verbannen wollen, wünschen sich Andere vielleicht etwas ganz Anderes, und da man immer nur dann von Zensur redet, wenn die eigenen Inhalte auf einmal nicht mehr zu finden sind, findet der neue CDU-Vorschlag bestimmt auch links von der Mitte Zustimmung. Das Erwachen folgt später.
Eine Andeutung, was kommen könnte, lieferte jetzt Donald Trump, also genau der Mann, dessen Anhängern wir vorwerfen, durch geschicktes Platzieren von Verleumdungen gegen Hillary Clinton auf unfaire Weise den Wahlkampf beeinflusst zu haben (dass Clinton selbst in der Wahl ihrer Mittel auch nicht gerade zimperlich war und damit der Präsidentschaftswahlkampf einer der dreckigsten der letzten Jahrzehnte wurde, übersehen wir dabei gern). Trump kann man vielleicht mangelnde Umgangsformen vorwerfen, aber dumm ist er nicht. Wahrscheinlich dachte er sich, es sei doch schade, einen so schönen Kampfbegriff wie "Fake News" einfach den Demokraten zu überlassen und spickte deswegen seine - naja, offiziell heißt es wohl "Pressekonferenz" - mit diesem Wort. Die Strategie ist klar: Ihr findet Fake News böse? Ihr wollt sie mit aller Macht verfolgt und aus dem Netz getilgt wissen? Gut, könnt ihr haben, aber dann gehen wir auch gegen alles los, was eure dummelige Nicht-Definition abdeckt. Das klappt nämlich ganz hervorragend auch in die andere Richtung.
Es ist also dringend an der Zeit, sich darüber zu einigen, worüber man eigentlich redet. Zwei Vorschläge dazu gibt es, und bezeichnenderweise kommen beide zum Ergebnis, dass mit der juristischen Keule dem Phänomen nicht beizukommen ist. Im Gegenteil, sie richtet mehr Schaden an als sie Nutzen stiftet. Vielleicht sollten wir das Geschrei nach dem starken Staat, der alles für uns richten soll, noch einmal überdenken.
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