Freitag, 31. Juli 2020

Im Sommerloch dürfen auch die Bekloppten wieder raus

Erinnert sich noch irgendwer an Fridays for Future? Nein? Extinction Rebellion? Auch nicht? Schade. Das waren nämlich Bewegungen, die sich nichts Geringerem als der Rettung unseres Planeten verschrieben hatten. Das ist natürlich ein sehr ambitionierter Anspruch, und entsprechend pathetisch war auch das Auftreten dieser Gruppen, aber lassen wir die mitunter ans Bizarr-Lächerliche grenzenden Äußerungen einmal beiseite und betrachten die Kernaussage, wird klar: Sie hatten recht.Das sah die Öffentlichkeit lange Zeit auch so, denn die Zahlen sagten deutlich: Es ist bereits zu spät. Wir steuern unumkehrbar in eine klimatische Entwicklung, bei der wir nur noch regeln können, wie stark sie uns trifft, und das auch nur, wenn wir jetzt, sofort und radikal gegensteuern.

Das waren unangenehme Wahrheiten, noch unangenehmer, wenn Kinder und Jugendliche sie präsentieren, die ganz schlicht und aus gutem Grund um ihr Leben fürchten. Das Thema dominierte über Monate die Schlagzeilen und Rederunden im Fernsehen. Langsam aber immerhin sichtbar schien sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass zum Nachteil unserer Spezies funktionierende Naturgesetze sich weder wegdiskutieren, noch aussitzen ließen.

Dann kam Corona.

Die Erleichterung war überall zu spüren. Endlich ein anderes Thema, vor allem eins, bei dem wir Handlungsoptionen besaßen. Sofort rannte die Nation auf die Balkone, um dort ganz kräftig für die Krankenpflegerinnen zu klatschen. Weiterhin besann sich der Teutone auf das, was er am besten kann, nämlich Bescheidwissen. Egal worüber. Der Deutsche weiß Bescheid.

Zum Beispiel über Corona. In anderen Ländern brauchen die Leute ein Studium, um über die Wirkweise von Viren kompetent reden zu können. Zwischen Flensburger Förde und Bodensee reichen ein üppig entwickeltes Selbstbewusstsein sowie Bibbi, Babsi und Coolboy69 auf Facebook. Die schreiben ihre Postings nämlich mit ganz vielen Ausrufezeichen. Das heißt, sie haben Ahnung.

Ganz besonders viel Ahnung haben sie, wenn es darum geht, die lästigen Gesichtsmasken endlich loszuwerden. Wenn Leute sich schon durch eine Lage Stoff vor ihrem Gesicht traumatisiert fühlen, wie mag es ihnen erst gehen, wenn sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden? Doch neben solchen eher persönlichen führen sie auch handfeste wirtschaftliche Argumente ins Feld. Gesichtsmasken hindern sie nämlich am Einkaufen.

Ich habe es ausprobiert und stimme zu. Die Dinger sind wirklich hinderlich. Gestern in der Buchhandlung war es besonders schlimm. Nichts habe ich erkennen können. Nichts! Besser wurde es erst, als mich eine Verkäuferin darauf hinwies, ich möge die Maske doch bitte vor Mund und Nase und nicht vor den Augen tragen.

Das muss einem doch jemand sagen!

Bürger in die Kasernen!

Kein Thema ist so tot, dass es sich im Sommerloch nicht wiederbeleben ließe. Womit hat die Bundeswehr seit einigen Jahren Schwierigkeiten? Mit Rechtsradikalen in den eigenen Reihen. Wie bekommt sie das am besten bekämpft? Mit Zwangsarbeit.

Die hinter dieser These stehende Logik mag sich nicht allen unmittelbar erschließen, ist aber nicht so kaputt, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Um Missverständnissen vorzubeugen: Zumindest die Führungsstruktur der Bundeswehr graste noch nie das linke Meinungsspektrum ab. Das ist einerseits historisch begründet, weil nach einer viertelherzigen Entnazifizerung ganz selbstverständlich auf Personal zurückgegriffen wurde, das sich vor allem dadurch qualifizierte, das schlimmste belastende Material rechtzeitig entsorgt zu haben. Andererseits ist der ganze Kommandoapparat mit seinem stark an bürgerlichen Wertvorstellungen orientierten Bild ein schlechtes Biotop für die traditionell diskussionsfreudigen und anarchisch angehauchten Linken.  Um dem entgegenzuwirken (und bei dieser Gelegenheit die Kriegstüchtigkeit im Volk sicherzustellen), ersannen sich die Verantwortlichen das Narrativ des "Staatsbürgers in Uniform", ausführlicher ausgedrückt: Indem ständig alle volljährigen Männer für einige Monate zum Kriegsdienst verpflichtet werden, spült ständig so viel so viel unterschiedliches Gedankengut durch die Kasernen, dass allzu faschistoide Ideen sich dort nicht dauerhaft festsetzen können. Wer sich derart hehren Absichten vaterlandsverräterisch verweigerte, musste bis zu einem halben Jahr länger als die Soldaten Zwangsarbeit in sozialen Einrichtungen leisten - was nicht das Falscheste war. So mancher erfuhr auf diese Weise zwischen Kindheit im elterlichen Reihenhaus und Hochschulstudium, dass es in einem der reichsten Länder der Erde Mangel, Armut und Elend gibt, das wir schön hinter den Türen von Krankenhäusern, Altersheimen und Obdachlosenunterkünften wegschließen und hoffen, dass es der Mehrheit gut genug geht, um den Rest ignorieren zu können.

Dann kam mit Freiherr Xerox zu Guttenberg der schönste Kriegsminister, den das Land bisher erleben durfte und schaffte als eine seiner wenigen sinnvollen Amsthandlungen das zum Schluss ohnehin schon arg gerupfte Zwangsrekrutierungssystem ab - sehr zum Missfallen der alten Landser, die seit jeher der Meinung anhängen, ein wenig Zucht und Ordnung habe noch nie jemandem geschadet. Naja, ich kenne mindestens einen, den der homophobe Testosteronclub in den versuchten Freitod getrieben hat - aber egal. Evidenzbeweise sind unseriös. Auf jeden Fall gingen seitdem nur noch die zur Bundeswehr, die da auch wirklich hinwollten. Das sind nicht unbedingt diejenigen, die da auch hinsollten. In der Folge trat sich die ohnehin für rechtes Gedankengut empfängliche Truppe ein Extremismusproblem ein, das sie jetzt durch Rückfall auf Methoden des Kalten Krieges wieder loszuwerden gedenkt.

Mit Verlaub, geht's noch?

Wenn die Leute unbedingt zum Bund wollen, meinetwegen. Wenn Leute soziale Dienste leisten wollen, großartig. Ich bin sogar der Ansicht, dass sowas staatlicherseits großzügig gefördert gehört. Junge Erwachsene sollen die Botschaft vermittelt bekommen: Soziales Engagement lohnt sich. Es erweitert den Horizont, und oft genug bringt es auch Spaß. Das funktioniert aber auch nur auf freiwilliger Basis, gern flankiert durch staatliche Leckerlis wie Gratis-Führerscheine, Ausbildung zum Rettungssanitäter oder Anrechnungsmöglichkeiten im Studium. Sobald aus der Freiwilligkeit aber wieder Zwang wird, haben wir wieder all das, wir hinter uns gelassen zu haben glaubten: Unmotivierte Leute, die weder zum Bund, noch zum Zivildienst wollten und notgedrungen die Alternative wählten, in der sie weniger angeschrien werden. Ein kaputtgespartes Sozialsystem, das allein durch Zwangsarbeiter noch vor dem Kollaps bewahrt wird. Lieblose konzipierte Pflichtdienste, die von den Betroffenen nicht als Bereicherung, sondern als lästige Zwangspause zwischen Schulausbildung und Berufsleben empfunden wird.

Straßismus

Mein Vormieter wohnte noch am Adolf-Hitler-Platz und arbeitete in den Hermann-Göring-Werken - Namen, die heute auf eine Visitenkarte gedruckt eher für Stirnrunzeln sorgen. Kurz, nachdem der Endsieg auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste, setzte sich im Land weniger die Einsicht, aber wenigstens die Haltung durch, dass in der neu errichteten Demokratie solche Ortsnamen eher unglücklich gewählt sind und der Zeitgeist nach weniger verfänglichen Bezeichnungen ruft. Stalinallee zum Beispiel oder Karl-Marx-Stadt.

Nachdem in den vergangenen Wochen unter der nun wirklich bescheidenen Minimalforderung "black lives matter" eine gewisse Sensibilität gegenüber Rassismus erwacht ist und in den Sonntagabend-Schwafelsendungen jetzt nicht nur peinlich genau auf die Geschlechterverteilung, sondern auch auf die Hautfarben geachtet wird, kamen die Berliner Verkehrsbetriebe auf die vollkommen korrekte Idee, es sei an der Zeit für etwas Symbolpolitik und schlug vor, die Haltestelle "Mohrenstraße" umzubenennen. Einfach gestrickte Gemüter hätten die Sache wahlweise mit zwei Streifen weißer oder einem etwas größeren Quadrat blauer Klebefolie aus der Welt geschafft und entweder eine "Möhrenstraße" oder eine "ohrenstraße" geschaffen, aber das wäre zu einfach. Immerhin sollen Haltestellennamen auch der Orientierung dienen und wenigstens grob andeuten, wo sie sich geografisch befinden. Das wäre im Fall der Haltestelle "Mohrenstraße" die Glinkastraße gewesen.

Wer glaubt, damit hätte sich die Sache erledigt, sieht sich getäuscht, denn nun begaben sich einige besonders kluge Leute auf die Suche nach schwarzen Flecken in der Biografie des russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka und wurden auch prompt fündig. Im Prinzip hat Berlin damit das Problem also eher vergrößert als verkleinert. Statt einer Haltestelle und vielleicht einer Straße stehen jetzt die Namen einer Haltestelle und zweier Straßen zur Disposition.

Wie schon gesagt: Da U-Bahnen der Definition nach wenigstens zeitweise unterirdisch verlaufen, wäre ein subterranes Motiv im Namen "Möhrenstraße" doch eine gute Idee, und eine Straße nach der Filmvorführerin Madame Olinka zu benennen, sollte unverfänglich genug sein.

Blacklist Lives Matter

Welches Bild haben Sie als Erstes vor Augen, wenn Sie sich die hässliche Fratze des Kolonialismus vorstellen?

Genau, Firewallregeln. Warum? Weil es da Whitelists und Blacklists gibt. Für die technisch weniger Bewanderten: Whitelists enthalten, was erlaubt, Blacklists, was verboten ist, und das ist - naja, rassistisch. Leuchtet doch unmittelbar ein.

Schlimm sind auch die Begriffe "Black Hat" und "White Hat", die das kriminell motivierte Ausnutzen von Sicherheitslücken vom der Suche nach Schwachstellen abgrenzt, die danach dokumentiert und geschlossen werden sollen. Wer denkt da nicht sofort an hell- und dunkelhäutige Menschen, wobei die "Weißen" mit "rechtschaffen" und die "Scharzen" mit "kriminell" gleichgesetzt werden?

Wo wir gerade dabei sind: Harry Potter mit seinem ständigen Streit zwischen "heller" und "dunkler" Magie ist so gesehen auch eine üble rassistische Hetzschrift. Nicht zu vergessen: Star Wars mit dem schwarzgekleideten Erzfiesling Darth Vader, der die weiß gepanzerten Sturmtruppen herumscheucht, das ist doch - ähm, was auch immer. Jedenfalls geht es um die "helle", gute Seite der Macht, die gegen die "dunkle", böse Seite kämpft. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen und endet lange nicht bei negativ konnotierten Begriffen wie "Schwarzarbeit", "Schwarzgeld", "Schwarzenegger", "Schwarzwald" und "Schwarztee".

Ähnlich ist es mit Master-Slave-Konfigurationen. Diese Begriffe tauchen in verschiedenen Kontexten auf und regeln Fälle, in denen zwei Geräte oder Informationsquellen Prioritäten klären müssen. Zugegebenermaßen ist der Begriff hier wirklich nicht feinfühlig gewählt, aber diskrimiert er gezielt Schwarze? Sklaverei kennt die Menschheit seit Jahrtausenden. Bereits die Bibel enthält Passagen, die das Verhältnis von Sklaven und ihren Besitzern regelten und stammen aus Kulturräumen, in denen Hautfarbe bei der Frage, welches Volk welches unterdrückt, keine besondere Rolle spielte. Das Volk Israel wurde in Ägypten versklavt, aber mir ist nicht bekannt, dass sich auch nur eine jüdische Organisation jemals über Jumperbelegungen von Festplatten beklagt hätte.

Nun ist es ein Leichtes "Master" und "Slave" durch "Primary" und "Replica" zu ersetzen, doch das Problem ist woanders. Das Probem besteht darin, dass wir eine Phobie vor Alltagsworten entwickelt haben. Weitere Begriffe haben wir derart aus unserm Sprachgebrauch verbannt, dass wir sie nicht einmal nennen, wenn wir darüber reden, welche Begriffe es überhaupt sind. In den Harry-Potter-Büchern leiden wir mit der Hauptfigur, wenn alle nur von "dem, der nicht genannt wird" reden, statt einfach den Namen "Voldemort" auszusprechen. Gleichzeitig stammeln wir was vom "N-Wort" und lügen uns gegenseitig vor, "POC" sei ein wertschätzender Begriff für einen Menschen, weil sie das angeblich selbst so wollen. Ehrlich? Alle 4 Milliarden? Welche Institution hat noch einmal das Recht, für diese große Menschenmenge zu sprechen und festzulegen, dass ein bürokratisches Drei-Buchstaben-Kürzel Respekt ausdrückt? Wer hat diese Institution gewählt?

Eine App wechselt keine Windeln

Die Corona-Warn-App ist kaputt. Ich hab's doch die ganze Zeit gesagt. Die vielen Millionen Euro - sinnlos verschleudert. Hätten wir sie doch in irgendwas Sinnvolles investiert. Die Rettung der Lufthansa zum Beispiel.

Was genau verstehen wir unter kaputt? Hat die App etwa keine Kontaktdaten gesammelt? Doch, hat sie. Hat sie etwa falsche Werte angezeigt, wenn sie aufgerufen wurde? Nein, die Werte waren korrekt. Ließ sich die App vielleicht nicht aufrufen und stürzte ständig ab? Nein, alles prima. Was bitteschön funktionierte dann nicht?

Man musste, und jetzt alle festhalten. DIE APP AUFRUFEN, UM ZU SEHEN, WAS SIE ANZEIGT.

Skandal! Die App hat mir nicht von sich aus Bescheid gegeben. Was kommt als Nächstes? Zeitungen, die ich erst lesen muss, bevor ich weiß, was drinsteht? Bücher, die ich aufschlagen muss, um sie lesen zu können? Ich habe doch wohl ein Recht darauf, Zucker in den Anus gepustet zu bekommen.

Nur, damit ich es richtig verstehe: Wir reden von einer hochinfektiösen Krankheit, die weltweit hunderttausende Menschen tötet, bei der ein Drittel der schwer Erkrankten sterben und auch bei leichtem Verlauf Nerven-, Hirn-, Herz- und Lungenschäden bleiben, die möglicherweise nie heilen. Wenn ich mich darum sorge, eventuell von dieser Krankheit befallen zu sein, wäre es nicht normal, anzunehmen, dass ich von mir aus einmal pro Tag nachsehe, ob ich mich eventuell untersuchen lassen sollte? Nein? Die App soll mich gefälligst warnen?

Ist das nicht, wie soll ich's sagen, inkonsistent?

Tests sind keine Impfstoffe

Glauben Sie nicht, Markus Söder sei mir auch nur ansatzweise sympathisch. Großspurige Machertypen wie er sind mir suspekt. Natürlich freue ich mich, wenn solche Leute in der öffentlichen Kritik auf Normalmaß gestutzt werden. Dann sollte die Kritik aber auch berechtigt sein.

Natürlich ist es peinlich, laut Tests anzukündigen und bei der Umsetzung herumzustümpern. An den Flughäfen wussten die Testwillige nicht, wohin sie gehen sollten und mussten sich mühsam durchfragen. Es gab keine vernünftige Infrastruktur zum Erfassen der Tests. Zum Teil dauerte es länger als eine Person infektiös sein konnte, bis sie ihr Ergebnis bekam. Schlimmer noch, einige Leute mit positiven Ergebnissen liefen wochenlang draußen herum und - Sekunde, was?

Wenn ich befürchte, eine meldepflichtige Krankheit zu haben, gibt es exakt eine sinnvolle Vorgehensweise: Ich lasse mich testen und gehe danach sofort in Quarantäne, bis ein Ergebnis vorliegt. Alles Andere ist Quatsch. Im besten Fall ist der Test wertlos, weil ich selbst bei negativem Ergebnis mich zwischenzeitlich woanders angesteckt haben kann. Zweitens, und das ist viel gravierender: Wenn die Gefahr besteht, dass ich andere mit einer hochgefährlichen Krankheit anstecke, ist das mit Abstand Dümmste und Asozialste was ich anstellen kann, herumzurennen, um das Virus noch maximal zu verbreiten? Was geht in den Köpfen solcher Leute vor? Glauben sie, ein Virus stecke so lange niemanden an, wie kein positiver Test vorliegt? In diesem Fall ein ganz heißer Tipp: Gehen Sie nie zur Krebs-Vorsorgeuntersuchung, dann lässt auch diese Krankheit Sie in Ruhe.

Ich hab's begriffen, ihr findet Trump doof

Auch bei längerem Überlegen fällt mir in meinem Umfeld niemand ein, der auch nur einen Funken Sympathie für den amtierenden Präsidenten der USA aufbringt. Dieser Mann ist nicht nur äußerlich eine misslungene Witzfigur, er beleidigt auch sonst praktisch jeden Wert, mit dem ich aufgewachsen bin. Er ist großspurig, ungebildet, selbstverliebt, ignorant, verlogen, aggresiv - die Liste ließe sich mit nahezu jedem negativ konnotierten Wort fortsetzen. Seit viereinhalb Jahren habe ich im deutschsprachigen Raum keinen einzigen Artikel gelesen, der Trump irgendeinen positiven Aspekt abgewinnen konnte. Stünde Trump hier zur Wahl, bin ich mir sicher, hätte er nicht den Hauch einer Chance.

Das Dumme ist nur: Das interessiert in den USA niemanden. Dort hat Trump eine stabile Wählerbasis, und er hat schon einmal gezeigt, dass er gegen einen Patchwork-Liberalismus gewinnen kann, dessen größte Schwäche in der Unfähigkeit besteht, sich vorzustellen, dass auch nur ein empfindungsfähiges Wesen auf so einen Hanswurst reinfällt. Ein Teil der US-Demokraten scheint inzwischen begriffen zu haben, dass es nicht reicht, eine programmatisch weitgehend mit dem politischen Gegner identische Nullnummer mit der Ausstrahlung eines Kieselsteins aufzustellen und den Leuten mit dem Argument "Ja, hier, Frau, verstehste?" zu verkaufen. Ihnen ist auch klar, dass der Amtsinhaber vor nichts zurückschreckt und die paar Prozent, die ihn noch von Biden trennen, schnell durch ein paar Angst- und Lügenkampagnen dahinschmelzen können.

Doch hier blieb diese Einsicht bisher aus. Wäre es nach uns gegangen, hätte Trump bereits die letzte Wahl verloren. Wir sind doch so klug und Trump so dumm, da muss man doch automatisch gegen ihn sein.

Genau das ist die Haltung, die der AfD einen Wahlerfolg nach dem nächsten beschert. Komm, die sind so dumm, die adeln wir doch nicht noch dadurch, dass wir sie ernst nehmen und mit ihnen diskutieren. Wer sich so von oben herab belächelt fühlt, wählt allein deswegen Populisten, um zu sehen, wie den selbstgefällig ihre Bildung feiernden Intellektuellen die Gesichtszüge entgleisen.

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