Hier setzen auch meine beiden Hauptkritikpunkte an: Firmenwerbung und bis an die Grenze der Realitätsverleugnung gehende Zukunftsgäubigkeit. Zum Einen merkt man einigen Kapiteln sehr deutlich an, bei welcher Firma deren Verfasser arbeitet. So trifft Heinz mehrfach auf die Firma SAP, und - hey - die macht ja tolle Dinge. Jetzt raten Sie mal, für wen zehn der Autoren arbeiten oder gearbeitet haben.
Doch es ist nicht an mir, die historische Relevanz einer Firma zu beurteilen, die nach meinem Empfinden ähnlich wie Microsoft einen Markt allein deswegen mit einem mittelmäßigen Produkt beherrscht, weil alle Anderen den Kram ebenfalls einsetzen. Fünfzig Millionen Fans können nicht irren. Was mich wirklich ärgert, ist die Blauäugigkeit, mit der Fragen wie Datenschutz, Überwachungsstaat, Umweltverschmutzung, globale Erwärmung und der Abschied vom Erdöl behandelt werden. Datenschutz? Ja, da gab's ein bisschen Ärger, aber da haben wir ein Gesetz geschrieben, und alles war prima. Nicht einmal ein Gesetz brauchte man gegen mangelde Computersicherheit. Auch das war einst etwas ärgerlich, aber dann hat sich ein kluger Kopf ein Programm ausgedacht, und schon hatten die bösen Hacker keine Chance mehr. Mensch, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Klimawandel und abschmelzende Polkappen? Killefitz, da findet schon bald jemand alternative Energieträger. Damit sind dann auch gleich alle Fragen beantwortet, wie man beispielsweise Dünger, Medikamente und Plastik herstellen soll, wenn es einmal kein Öl mehr gibt - und die Polkappen wachsen auch schon wieder. Ich selbst glaube ja auch an eine gute Zukunft, aber in vermute, dass die oben angesprochenen Herausforderungen erheblich mehr als das Fingerschnippen erfordern, mit der sie "Heinz' Life" abhandelt. Solche Kapitel mögen in den 50er und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts noch zeitgemäß gewesen sein, heute sieht man die Lage etwas differenzierter.
Das heißt nicht, dass ich das Buch komplett verdamme. Es liest sich gut, und einige Anekdoten sind durchaus unterhaltsam. Für gerade einmal einen Euro bekommt man schon einen ordentlichen Gegenwert. Mehr Geld hätte mich aber auch geärgert.
Autor: Lutz Heuser, Seiten: 333, Erscheinungsdatum: 13.08.2010, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 1067 Kosten: 1 €
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