Um das Gejammer vorweg zu nehmen: Nicht alle Muslima tragen einen Schleier, und es ist ganz furchtbar rassistisch, eine Religion auf ein Attribut zu reduzieren. Aber, hey, es reimt sich, und ich wollte Sie zum Weiterlesen verführen, was ganz offensichtlich funktioniert hat. Der Sicherheit halber sage ich an dieser Stelle: Ich überlasse es den Angehörigen jedes beliebigen Glaubens, ihre religiösen Feste in der Kleidung zu begehen, die sie für angemessen halten, und die Frage, was außerhalb dieser Feste das Tragen eines Schleiers bedeutet, diskutiere ich in diesem Artikel nicht.
Es geht mir um religiöse Feiertage, und da hat der Zentralrat der Muslime pünktlich zu Ostern eine Forderung aufgestellt, von der man jetzt schon sagen kann, dass sie nach ein paar Kurzmeldungen in den Nachrichten wirkungslos verpuffen wird: Die deutschen Muslime wollen zwei gesetzliche Feiertage.
Allein schon aus formalen Gründen hat die Forderung kaum Aussicht auf Erfolg. Trotz weiterhin stetig sinkender Mitgliederzahlen gehören fast 60 Prozent der Deutschen einer der beiden christlichen Amtskirchen an. Die Muslime kommen gerade einmal auf 5 Prozent. Zumindest auf dem Papier haben christliche Feiertage eine viel stärkere Verankerung als muslimische Feste.
Nun läuft natürlich nicht alles über die Macht der Zahlen. Es ist inzwischen gesellschaftlicher Konsens, Minderheiten gewisse Rechte einzuräumen. Immerhin gehört jede von uns immer wieder dazu und weiß, wie sich so etwas anfühlt. Als Zeichen der Akzeptanz, als Geste des Dazugehörens wäre es also keine schlechte Idee, in Deutschland gesetzliche muslimische Feiertage zu haben - die genau wie christliche für alle gelten.
Genau das ist der Grund, warum die Idee scheitern wird. Die Älteren unter uns werden sich noch an den Buß- und Bettag erinnern - einst gesetzlicher Feiertag, dann von der Regierung gestrichen, um die deutsche Einheit zu finanzieren. Hat bekanntlich prima geklappt. Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass wir in einer Zeit, in der alle "die Märkte" als neuen Gott anbeten und alles zu vermeiden versuchen, den Unwillen dieser mächtigen Entität zu provozieren, zwei weitere arbeitsfreie Tage im Kalender verankern können? Das Geschrei der neoliberalen Anuskrabbler kann ich jetzt schon hören: Herr, steh uns bei, der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gefährdet! Der Euro! Der Mittelstand!
Für zwei muslimische Feiertage müssten also zwei andere gestrichen werden. Was hätten wir da? Den Tag der deutschen Einheit zum Beispiel. Den wird sich keine Bundesregierung nehmen lassen, allein schon aus Prestigegründen. Neujahr. Das wird ein Spaß, wenn sich Millionen übermüdete Schnapsleichen maximal unproduktiv zur Arbeit schleppen. Der 1. Mai. Ich sehe den zahnlosen Traditionsverein DGB ja ohnehin schon mit großer Distanz, aber wenn die es nicht einmal schaffen, diesen Tag zu verteidigen, haben sie so offensichtlich an Macht verloren, dass sie sich auch gleich ganz auflösen können.
Es bleiben also die christlichen Feiertage, und da wäre es doch eine schöne Geste, zwei Tage, deren theologische Bedeutung sowieso längst in Vergessenheit geraten ist, den muslimischen Freunden zu schenken. Wie wäre es mit Weihnachten, dem Fest, dessen einziges Ziel darin zu bestehen scheint, sich gegenseitig für Millionenbeträge überteuerten Krempel zu schenken? Pfingsten - weiß außerhalb der christlichen Kerngemeinde jemand, worum es bei diesem Fest geht? Oder, genau, Ostern. Was genau haben Schokohasen noch einmal mit der Auferstehung des Sohns G'ttes gemein? Ich merke schon, die Stimmung sinkt gerade. Deshalb lasst doch die Kirchgänger entscheiden. Die zwei Tage, an denen sich die Wenigsten zum feiertäglichen Gottesdienst versammeln, streichen wir zugunsten zweier muslimischer Feiertage, an denen in den Moscheen Hochbetrieb herrscht. Da wird die Lage eng für den zweiten Weihnachtsfeiertag und Pfingstmontag.
In diesem Sinn wünsche ich besinnliche Kar- und Osterfeiertage.
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