Samstag, 12. September 2009

Wörterbuch des Undemokraten (3)

Für den Gulli
Westerwellisch für: Inhaltliche Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner fand ich immer schon doof, deshalb versuche ich mich mit selbsterfüllenden Prophezeihungen, zum Beispiel bei Youtube. Die dahinter stehende Logik: Eine Stimme für eine mutmaßlich unter der Fünf-Prozent-Hürde befindliche Partei ist eine verlorene Stimme, und jetzt kommt's: egal, wie viele Leute diese Partei wählen, auch wenn es sechs, sieben oder zehn Prozent sind. Eine Partei die der Doktor der Rechtswissenschaften einmal unter der magischen Grenze verortet hat, wird ewig dort bleiben. Das ist nämlich der Grund, warum die GrünInnen, die Linkspartei, diverse Rechtspopulistenformationen zwischen Schill, DVU und NPD und eben auch die bisweilen schwächelnde FDP niemals in die Parlamente eingezogen sind: Wer einmal unter fünf Prozent lag, schafft diese Hürde nie wieder.

Herr Doktor, das ist doch eine tolle Idee von Ihnen - wir schaffen Wahlen gleich ganz ab. Lassen sie uns gleich mit der in zwei Wochen anstehenden beginnen und nehmen einfach das Ergebnis der letzten. Ihrer Logik nach kann sich an den Stimmenverhältnissen ja nichts geändert haben. Besonders gefallen dürften Ihnen die Verhältnisse in Brandenburg mit 3,3% oder Hamburg mit 4,8% für Ihre Partei. Warum gönnen Sie sich und Ihren Parteiaktivisten nicht einfach ein bisschen Ruhe und lösen Ihre dortigen Landesverbände nicht einfach auf? Ist doch sowieso, um es mit Ihren Worten zu sagen, "für den Gulli".