Mittwoch, 22. Juli 2009

Piratenpartei - ein doofer Name?

Wenn Sie wissen wollen, was ein ärgerlicher Name ist, dann fragen Sie mich. Ich bin Experte auf dem Gebiet, weil ich Zeit meines Lebens einen solchen Vornamen habe. Den kann nämlich keiner richtig schreiben.

Wer weiß, was meine Eltern seinerzeit geritten hat, einen vollkommen üblichen Namen zu nehmen und ihn durch eine Schreibweise zu ersetzen, die fast genau so klingt, aber einen Buchstaben weniger hat. Das merkt natürlich keiner, weswegen ich in den vergangenen Jahrzehnten exakt vier Personen getroffen habe, die mich auf Anhieb korrekt ansprachen. Wenn man meine Eltern abzieht, ergibt das einen schlechten Schnitt. Nicht einmal bei elektronischen Formularen kann ich mir sicher sein, dass sie korrekt erfasst werden. Offenbar sitzt hinter jedem solchen Formular ein unterbezahlter Besserwisser, der meint, ein Abschluss an einer deutschen Hochschule sei heutzutage nicht einmal mehr ein Garant dafür, dass jemand seinen eigenen Namen richtig schreibt.

Dämliche Namen sind also entweder solche, die sich keiner merken kann oder auf eine andere Art grob irreführend. Das nehmen viele zum Anlass, sich über die "Piratenpartei" zu mokieren, deren Bezeichnung angeblich völlig indiskutabel sei. Eine solche Partei könne man allein schon wegen des Namens nicht ernst nehmen, geschweige denn wählen.

Kann man nicht? Wie ist es denn mit "Bündnis 90 / die GrünInnen", eine Reminiszenz an längst vergangene Zeiten, als bärtige Bürgerrechtler die Annektion ihres Heimatlandes durch die Bundesrepublik ignorierend meinten, dem Westen erklären zu können, wie Demokratie funktioniert. Um das an dieser Stelle kurz los zu werden: Man sollte nicht auf der einen Seite die Wiedervereinigung durch verfassungsrechtliche Tricksereien beschleunigen wollen und sich auf der anderen Seite über die Konsequenzen wundern. Egal, das Thema ist durch. Was bleibt, ist eine Jahrezahl im Namen, eine Marotte, die ansonsten allenfalls von Sportvereinen und Dackelclubs gepflegt wird.

Der zweite Teil des parteinamensgebenden Wortungetüms ist bei nüchterner Betrachtung nicht minder albern. Welche programmatische Aussage steht denn bitte hinter der Farbe Grün? Grün ist die Farbe des Islam. Sollen jetzt alle GrünInnen Kopftücher tragen und sich auf westlichen Marktplätzen in die Luft sprengen?

Was ist mit "Christdemokraten", dieser Partei gewordenen Verballhornung christlicher Wertvorstellungen? Was ist mit "Sozialdemokraten", die längst jedes Recht verwirkt haben, sich mit diesem edlen Attribut zu schmücken? Was ist mit "Freidemokraten", für die "Freiheit" in erster Linie bedeutet, dass überbezahlte Manager als Belohnung für extreme Fehlentscheidungen millionenschwere Provisionen kassieren dürfen? Ist es angesichts dieser Namen wirklich so verurteilenswert, wenn ein paar Geeks ein romantisch verkitschtes Bild eines Verbrechers heraufbeschwören? Um es mit Tim Pritlove zu sagen: Die Piraten könnten sich "Deutsche Netzunion" nennen und wären dadurch für den Besitzer schweinsledergebundener Brockhäuser genauso wenig wählbar wie zuvor.

Umgekehrt: Wenn der Name wirklich das einzige Manko an dieser Partei wäre, hätte sie keine Sorgen.