Die Bundesfamilienministerin wirft gern mit Zahlen um sich, so auch bei Radio Sputnik:
"Spiegel Online hat mal 'ne ganz interessante Untersuchung gemacht, in dem sie ihre Online-Leser gefragt haben, wer ist schon mal zufällig über so 'ne Seite gestolpert, da war'n das 8,5%. Wenn Sie das hochrechnen aufs Internet, sind das 2,5 Millionen bei 40 Millionen Internet-Usern."
Man muss nicht Mathematik oder Statistik studiert haben, um gleich an mehreren Stellen stutzig zu werden. Da wäre erst einmal die Erhebungsgrundlage. Wer die Spiegel-Online-Umfragen kennt, weiß, dass es sich dabei um eine recht simpel gestrickte Anwendung handelt. Man bekommt ein Formular mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten vorgelegt, und jeder, der weiß, wie man Cookies löscht, kann beliebig oft an dieser Umfrage teilnehmen. Selbst, wenn es geschicktere Möglichkeiten gäbe, Manipulationen zu verhindern, sagt eine solche Umfrage nichts aus. Na gut, sie sagt schon etwas aus, nämlich, wieviele Spiegel-Online-Leser, die diesen Artikel gelesen haben, Lust hatten, an der Umfrage teilzunehmen und dabei auf eines der Auswahlfelder klickten. Erschwerend kommt hinzu, dass man beim Lesen des Artikels in seiner Haltung beeinflusst wird, dass also das Abstimmungsverhalten keine Grundhaltung, sondern eher die Verfassung wiedergibt, in der sich der Leser nach Lektüre des Artikels befand. Genau das ist der Grund, warum Meinungsforscher versuchen, ihre Befragung möglichst breit zu streuen und ein möglichst unbeeinflusstes Bild zu gewinnen. Erst dann kann man annehmen, halbwegs zuverlässige Zahlen zu erhalten.
Das alles blendet die ihre Ausführungen mehrfach durch kummervolles Seufzen unterbrechende Ministerin aus und behauptet munter, die Zahlen von Spiegel-Online seien repräsentativ für das Internet. Lassen wir einmal außer Acht, dass es nicht um das Internet, sondern die in Deutschland lebenden WWW-Nutzer geht, stellt sich die Frage, wie von der Leyen in ihrem Leben so erfolgreich jeder mathematischen Bildung aus dem Weg gehen konnte. 8.5% von 40 sind, na? Genau, 3,4, nicht 2,5.
Dass von der Leyen es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, war ja schon bekannt, aber dass ein einfacher Taschenrecher reicht, um das zu beweisen, ist mir neu.