Samstag, 7. September 2013

Buchkritik: Internet-Meme - kurz & geek

O'Reillys "Kurz-&-geek"-Reihe hat sich als verlässliche Quelle für die Einführung in die Nerdkultur etabliert. Namhafte Autoren, passabler Preis, ordentlicher Inhalt - was will man mehr? So griff ich auch ohne großes Nachdenken zu diesem Buch. Plom und erlehmann kennen sich aus, und haben in zahlreichen Podcasts sowie Vorträgen über das Thema gesprochen, da kann nicht viel schief gehen. Außerdem sind Katzen auf dem Buchdeckel.

Meme gibt es so zahlreich und in so vielen Variationen, dass kein Buch der Welt eine Chance hätte, sie alle zu beschreiben. Es wäre zum Erscheinungszeitpunkt schon hoffnungslos veraltet. Entsprechend versuchen die Autoren auch nur, die historische Entwicklung zu skizzieren, einige Meilensteine zu beschreiben und die wichtigsten Quellen zu nennen, denen diese Meme entspringen. Das ist notwendigerweise subjektiv. Die Einschätzung der Relevanz einiger Quellen und Meme mag nicht der Sicht einiger Leserinnen entsprechen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie irgendwo komplett falsch ist.

Die Autoren versuchen, möglichst neutral und präzise vorzugehen. Das ist einerseits löblich, weil sie damit ihrem Anspruch gerecht werden, das Thema sauber aufzuarbeiten und vielleicht sogar das erste Werk im deutschsprachigen Raum vorzulegen, das überhaupt nach annähernd wissenschaftlichen Maßstäben die Memkultur beschreibt, gleichzeitig aber liest sich dadurch das Buch so öde wie eine Seminararbeit. Das liegt natürlich auch in der Natur der Sache. Kaum etwas ist dröger als der Versuch, über Humor zu schreiben. Gleichzeitig aber scheitert das Buch an seinem eigenen wissenschaftlichen Anspruch. So definiert es am Anfang Meme über ihre virale Verbreitung, kritisiert aber am Ende andere Arbeiten, die virale Kulturverbreitung, nicht jedoch Meme zum Thema haben. Der scheinbare Widerspruch löst sich erst nach einigem Blättern. Eine klare Abgrenzung der Begriffe, eine Beschreibung, was viral aber dennoch kein Mem ist, wäre hilfreich gewesen.

Erwarten Sie also kein lustiges Buch. Erwarten Sie auch nicht viel Neues, wenn Sie sich ohnehin souverän in der Nerdkultur bewegen, soziale Medien nutzen und Podcasts hören. Wenn Sie meine Andeutung mit den Katzen zwar erkannt haben, Ihnen aber nicht klar ist, warum um diese Tiere in bestimmten Kreisen so ein Gewese veranstaltet wird, ist das Buch ein guter Ausgangspunkt für weitere Recherchen.

Internet-Meme - kurz & geek 
1. Auflage Juni 2013 
ISBN 978-3-86899-805-4
240 Seiten, broschiert
eBook-Format: PDF 

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