Um Missverständnisse zu vermeiden, zwei Dinge vorweg: I-Phones sind Spielzeuge für reiche Masochisten mit Minderwertigkeitskomplex, und die GEZ gehört abgeschafft.
Nachdem ich mir mit billigem Populismus etwas Aufmerksamkeit verschafft habe, hier die Begründung. Erstens ist das I-Phone ein an sich tolles Gerät mit einer großartigen Benutzeroberfläche und einer ganzen Menge toller Fähigkeiten - die allesamt viel zu viel Geld kosten, falls sie überhaupt freigeschaltet sind. Schöner, als ich es mit einem Satz ausdrücken könnte, fasst es dieser Artikel zusammen. Wer es gern etwas polemischer mag, kann sich Florian Schröder anhören.
Zweitens finde ich es in Ordnung, für die öffentlich-rechtlichen Sender Geld zu bezahlen. Ich mag nur nicht die Art, wie die Gebühren eingezogen werden. Das fängt damit an, wie von den Länderchefs jede Gebührenerhöhung ohne nennenswerte Rückfragen durchgewunken wird, geht weiter mit der Postenvergabe in den Rundfunkanstalten, die offenbar weniger nach Kriterien journalistischer Qualität sondern vor allem nach politischer Gefälligkeit erfolgt und endet bei den halbseidenen Methoden, mit denen die GEZ die Gebühren eintreibt.
Doch nun zahlen wir einmal die Gebühren, und dann erwarte ich auch entsprechende Leistung. Mariannes und Michaels große Supersilvestergala der Volksmusik gehört definitiv nicht dazu, auch nicht die Lindenstraße oder Leute, die bei "Wetten dass" zehntausend Reiskörner allein anhand des Gewichts auseinander halten können, während sie gleichzeitig mit einem Braunkohlebagger einen Manschettenknopf annähen. Doch sei es drum, einmal "Neues aus der Anstalt" entschädigt für vieles.
Doch genau hier liegt der Punkt. Ich habe, wie schon gesagt, dafür bezahlt, dass Priol und Schramm die Kanzlerin beschimpfen. Dummerweise wird die Sendung zu einer Zeit ausgestrahlt, die mir nicht passt. Kein Problem, sollte man meinen, inzwischen haben die Öffentlich-Rechtlichen ja dieses neue Internet entdeckt, von dem die Leute alle reden und stellen ihre Sendungen dort noch einmal zum Anschauen bereit - eine Woche lang.
Warum nicht länger? Gammeln die Bits nach einiger Zeit? Haben die Server des ZDF nur eine alte IDE-Platte aus den Neunzigern, auf die nur vier Filme gleichzeitig passen, so dass man ständig löschen muss? Nein, die Sendungen müssen nach einer Woche gelöscht werden, weil die Privatsender das so wollen.
Wie bitte? Haben die Privatsender die Rechte an der "Anstalt" gekauft? Das ganz bestimmt nicht, die bringen lieber die tollen - und jetzt kommt's - Kummiidijänns. Nein, der Grund, warum das ZDF nach einer Woche seine Filme von den Servern löschen muss, ist der, dass RTL und Sat1 andernfalls ihr Geschäftsmodell gefährdet sehen. Die Privaten verkaufen nämlich ihre Videoströme, und wer Schramm gratis beim ZDF herunterladen kann, kauft sich dann nicht auch noch Dirk Bach auf RTL.
Die Logik dahinter ist nicht unbedingt eingängig, und es erinnert mich an meine kleine Schwester, die immer, wenn sie nach dem Sandmännchen ins Bett musste, lauthals forderte, ich müsse jetzt auch schlafen gehen "weil das ist voll ungerecht". Männo, wenn's mir schlecht geht, soll es gefälligst allen anderen auch schlecht gehen.
Wie schon gesagt ist es ja auch nicht so, als hätte ich für die öffentlich-rechtlichen Videos nicht schon längst bezahlt, und wenn Oliver Pocher auf einem Niveau Pennälerwitze reißt, bei denen die Werbepausen als rettende Oase intellektuellen Feinsinns erscheinen, dann ist es offenbar das, was man unbezahlt maximal erwarten kann. Selbst wenn mir diese Komik gefiele, müsste ich mich eben damit abfinden, dass es die ungeschnitten eben nur gegen Bezahlung gibt. Es ist nur die Frage, ob ich vorher durch meine Gebühren oder für den Einzelabruf vom Server Geld ausgebe.
Doch damit nicht genug. Offenbar hat man inzwischen auch bei den Rundfunksendern begriffen, dass der Fernseher als Wohnzimmeraltar ein aussterbendes Modell ist. Die Leute wollen sich nicht mehr um eine bestimmte Uhrzeit vor ihrem 66-cm-Diagonale-Klotz einfinden, um dort wie festgewachsen die nächsten zwei Stunden auszuharren, sie wollen ihre Sendung sehen, wenn sie gerade in der Bahn sitzen oder in der Mittagspause etwas Zeit haben. Das herkömmliche Konzept der zeitgebundenen Ausstrahlung kann diesen Wunsch nicht erfüllen, wohl aber das Internet. Die ARD haben jetzt die Idee, für das I-Phone ein Programm, Verzeihung, eine "Äppp" zu entwickeln, damit man sich die Tagesschau dann anschauen kann, wenn man selbst und nicht Tom Buhrow es will. Eine gute Idee, sollte man meinen, die ARD gehen mit der Zeit. Genau dafür zahlt man Gebühren.
Das sehen die Privaten jedoch anders. Wenn die Öffentlich-Rechtlichen schon mit Rundfunkgebühren durchgefüttert werden, argumentieren sie, dann sollen sie im Gegenzug auch die gleiche lausige Leistung bieten wie das Gratisfernsehen - das nebenher gar nicht so gratis ist. Wenn Sie wissen wollen, wann Sie bei den Privaten Geld zahlen, müssen Sie sich nur eine Viertelstunde vor den Fernseher setzen. Spätestens dann kommt nämlich der nächste Werbeblock, und jede Millionen, die der Baumarkt, der Joghurthersteller, die Brauerei, der Waschmittelfabrikant oder der Autobauer in seine Filmchen steckt, holt er sich postwendend zurück, wenn Sie das nächste Mal bei ihm einkaufen. So viel zum Thema "Free-TV".
Wer so wie der "Spiegel" gegen das geplante I-Phone-Programm wettert, hat weniger etwas gegen die konkrete Applikation, ihm geht es um Rundfunkgebühren im Allgemeinen. So lange ich aber sehe, wie RTL die Hälfte seiner angeblichen Nachrichtensendung damit verschwendet, selbst generierte Pseudomeldungen aus dem DSDS-Haus zu bringen, so lange mir drei Minuten vor Schluss eines Films mitten im Satz ein siebenminütiger Werbeblock reingeknallt wird, so lange mir abgehalfterte Hinterbänkler als "Promis im Dschungelcamp" serviert werden, so lange bin ich bereit, gebührenfinanziertes Fernsehen als eine Alternative anzusehen. So lange ich aber Fernsehgebühren zahle, will ich auch etwas für mein Geld bekommen, und wenn dies wie behauptet das Geschäftsmodell der Privaten gefährdet, sollen die mir erst einmal erklären, wie Fernsehsendungen, die angeblich kein Mensch sehen will, eine Konkurrenz für das vermeintlich von den Massen so heiß geliebte Privatfernsehen sein kann. So lange darauf eine schlüssige Antwort ausbleibt, können die ARD gern die Tagesschau aufs I-Phone bringen - und das eine "Äppp" nennen.
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