Mittwoch, 3. Februar 2010

identi.ca oder wie man eine Registrierung nie aufsetzen sollte

Gibt es im Internet Platz für einen zweiten Microblogging-Dienst wie Twitter? Vielleicht ja, denn zumindest identi.ca versucht es. Einige Vorteile fallen auf: Das System ist quelloffen, wer will, kann also seinen eigenen Server aufsetzen. Es ist möglich, den Quelltext anzusehen und Sicherheitslücken zu suchen. Insgesamt wirkt identi.ca deutlich technischer als Twitter, also sollte man als Nerd diesem Dienst eine Chance geben.

Gesagt, getan. Seite aufrufen, Registrierung anklicken, Nutzernamen eingeben, Passwort erzeugen und eingeben, Mailadresse erzeugen und eingeben, Captcha eintippen, OK klicken und - nichts passiert.

Das könnte daran liegen, dass ich Javascript üblicherweise abschalte. Also gut, versuchen wir das Gleiche noch einmal. Dummerweise hat das Formular Passwort und Captcha vergessen, also geben wir den Kram mit aktiviertem Javascript noch einmal ein. OK klicken und - Fehlermeldung. Die Lizenz habe ich nicht abgenickt.

Also Passwort und Captcha wieder eintippen, Lizenz abnicken, OK klicken und - Fehlermeldung. Den Nutzernamen gibt es schon.

Tatsächlich? Mag sein. Also alternativen Nutzernamen eingeben, Passwort noch einmal eingeben, Captcha eingeben, OK klicken und - Fehlermeldung. Die Mailadresse gibt es schon.

Unsinn, die Mailadresse gab es vor zwei Minuten noch nicht, die habe ich nämlich gerade erst erzeugt. Was soll das? Versuchsweise ändere ich die Mailadresse auf eine definitiv noch nicht existierende, gebe das Passwort neu ein, gebe das Captcha neu ein, klicke OK und - richtig geraten, Fehlermeldung. Den Nutzernamen gibt es schon.

Das ist zwar schon nicht mehr ganz so wahrscheinlich, aber als Mathematiker sehe ich einen Unterschied zwischen "bisher mir noch nicht vorgekommen" und "unmöglich". Ich ändere also den Nutzernamen auf irgendetwas sehr Langes, gebe das Passwort neu ein, gebe das Captcha neu ein, klicke OK und - Fehlermeldung, die Mailadresse gibt es schon.

Weiterhin will ich nicht das glauben, was sich immer mehr aufdrängt: Sobald ein Registrierungsversuch fehlschlägt, merkt sich identi.ca dennoch den eingegebenen Nutzernamen und die Mailadresse und weigert sich, mit diesen Daten eine Registrierung vorzunehmen. Ich brauche zwei weitere Nutzernamen und zwei weitere Mailadressen, bis ich diese jämmerliche Tatsache zu akzeptieren bereit bin und mich das System einlässt.

Nun will ich die Mailadresse ändern, weil ich zum Schluss irgendwelche Phantasiewerte genommen hatte. Das geht jedoch nicht, weil das System die eingegebene - nicht existierende - Adresse erst bestätigt haben will.

Gut, ich habe genug gesehen. Zeit, dem Drama ein Ende zu setzen und das Konto wieder zu löschen. Wo war doch gleich der Knopf dafür?

Genau, den Knopf gibt es nicht. Das letzte Mal, dass ich so einen Pfusch sah, war irgendwann in der Dotcom-Ära, als der zum Ausfegen im Lager eingestellte Student unvorsichtigerweise erzählte, dass er bei Geocities eine Homepage hat und prompt zur Programmierung des Webshops verdonnert wurde.

Man kann über Twitter sagen, was man will, aber wenigstens die Anmeldung funktioniert bei denen. Identi.ca hat etwas vollbracht, was bisher nur wenige Web-2.0-Dienste geschafft haben: mich zu überzeugen, überflüssig und von der technischen Umsetzung her inakzeptabel zu sein.

Wenn übrigens jemand meinen identi.ca-Zugang braucht, möge er sich bitte bei mir melden. Der Nutzername lautet identicaisthebiggestcrapiveeverseen.

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