Freitag, 11. Januar 2013

In die Provokationsfalle getappt

Der RCDS - das sind die Typen, die unter jugendlicher Rebellion das Tragen von Snoopy-Krawatten verstehen und nach ihrem BWL-Studium in die erregende Welt der Rechnungsprüfung einsteigen wollen. Leute - mit denen hat man Mitleid, die nimmt man doch nicht ernst.

Der RCDS - das sind die Typen, mit denen man schon früher im Sandkasten nicht spielen wollte, weil die da bereits so klangen wie ihre eigenen Eltern. Das sind die Typen, die später in der Schule ihre Angepasstheit wie eine Monstrans vor sich hertrugen, deren Klamotten so aussahen, als wollten ihre Träger gleich einen Werbespot für Kinder-Schokolade drehen. Wenn sich Disney-Musicalproduzenten mit Pastoren der evangelischen Kirche zusammenschlössen, um ihre Vorstellung des idealen Menschen zu verwirklichen, käme so etwas heraus. Mit anderen Worten: Leute wie Jan Fleischhauer.

Jetzt guckt euch dieses jämmerliche Plakat mal genauer an. Ich bin ja nun wirklich kein Freund des Genderns, aber so leer kann mein Leben gar nicht sein, dass ich sowas zum Wahlkampfthema erhebe. Ich wiederhole mich: Da hat man Mitleid, das nimmt man nicht ernst.

Statt dessen steigt die gescholtene Gruppe voll auf die Provokation ein und wendet sogar noch die Mühe auf, das entsprechende Comic-Heftchen, dem das Bildchen entnommen wurde, hervorzukramen, um festzustellen, dass - Himmel nein - Batman in dieser Episode eine Zwangsstörung entwickelt hat. Darüber darf man keine Witze reißen.

Manchmal verblüfft es mich wirklich, wie verkrampft Teile der Nerdkultur daher kommen. Das ganze Wesen der Meme besteht darin, Dinge aus dem Kontext zu reißen. Ich weiß nicht, wie viele Versionen von Hitlers Tobsuchtsanfall im Film "der Untergang" inzwischen auf Youtube herumliegen. Da jammert auch keiner herum, dass einer der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte mit dem Erscheinen des neuen I-Phones in Verbindung gebracht wird.

Oder nehmen wir Guy Fawkes. Genau, den aus "V for Vendetta". Das historische Vorbild war nicht etwa ein Freiheitskämpfer, sondern ein katholischer Fundamentalist und antidemokratischer Terrorist. Entsprechende Bemerkungen fluten traditionell an jedem 5.11. Twitter. Mit Verlaub, ich weiß auch, wie man Stichworte in eine Suchmaschine eingibt und habe die entsprechenden Artikel schon vor Jahren gelesen. Trotzdem mag ich den Film.

Die Nerdkultur zitiert ständig die Ästhetik stalinistischer, chinesischer oder nordkoreanischer Propaganda - alles Regimes, die vorsichtig gesagt ein sehr entspanntes Verhältnis zu Grund- und Menschenrechten haben. Darf man angesichts dieser Abgründe deren Symbolik verwenden? War es nicht unfassbar geschmacklos, als der CCC das RAF-Logo verfremdete und statt der Maschinenpistole eine Tastatur mit dem Kommunistenstern kombinierte?

Wie wäre es, wenn alle jetzt einmal tief durchatmen und etwas entspannen? Das RCDS-Plakat ist lächerlich, aber meine Güte, dann zeigen sie halt Batman, wie er Robin ohrfeigt. Das hat auch nichts mit Gewaltvererrlichung zu tun, jedenfalls nicht mehr als die roten Creeper-Cards, die auf dem letzten Congress verteilt wurden und verkündeten, der Empfänger solle froh sein, "die Karte und keinen Schlag ins Gesicht bekommen zu haben". Mit genau solchen Formulierungen haben diejenigen, die sich über das Plakat ereifern, wiederum keine Schwierigkeiten.

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