Samstag, 17. November 2018

Buchkritik: Andreas Eschbach: Nationales Sicherheits-Amt

"Was wäre wohl passiert, hätten die Nazis schon Computer besessen?"

Wir schreiben die finstersten Achtziger. Helmut Kohl regiert das Land mit der Provinzialität, die entsteht, wenn man Oggersheim und Bonn zusammenlegt. Der politische Gegenentwurf ist ein Mix aus Pazifismus, Ökologie und Antikapitalismus. In diese Zeit hinein bricht eine technische Revolution: Computer werden erstmals so billig, dass sie für Schülerinnen erschwinglich sind. Auf einmal sind sie überall: In Armbanduhren, Kinderzimmern, immer mehr auch auf Schreibtischen und ganz allgemein im Berufsleben. Das ist vielen unheimlich. Eine passenderweise für das Jahr 1984 geplante Volkszählung wird mit einer Verfassungsklage abgewendet. Das Gericht erkennt ein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. All das verdichtet sich zur Grundhaltung: Wer oppositionell ist, engagiert sich gegen den Atomkrieg, für die Umwelt und eben auch gegen Computer, weil sie nicht nur Arbeitsplätze vernichten, sondern auch dem Überwachungsstaat den Weg bereiten. Passend zum Kalenderjahr erlebt Orwells "1984" neue Popularität. Wirklich gelesen hat es natürlich kaum jemand, dafür ist es gerade in seiner zweiten Hälfte zu zäh, zu düster. Das hindert natürlich niemanden daran, darüber irgendwelches Halbwissen in die Welt zu posaunen, was nicht weiter auffällt, da wirklich niemand es ganz gelesen hat.

Wichtig ist auf jeden Fall: Computer sind böse. Steht doch schon bei Orwell. Und um gänzlich klarzustellen, wie böse Computer sind, zuppeln wir uns den selbstgestrickten Pulli zurecht, stellen den Jasmintee beiseite und verkünden mit wissendem Lächeln den bereits oben zitierten Satz: "Was wäre wohl passiert, hätten die Nazis schon Computer besessen?"

Nichts wäre passiert, hört ihr? Nichts. Die Geschichte wäre exakt so verlaufen, wie sie verlaufen ist. Warum ich das weiß, warum die ganze Menschheit außer den Müslikauern das weiß? Weil. Die. Nazis. Computer. Hatten.

Die Maschinen stammten von Hollerith, im Deutschen Reich in Lizenz betrieben von der DEHOMAG, einer Tochter des US-Unternehmens IBM. Wer es im Detail nachlesen will: IBM und der Holocaust. Ich will mich nicht auf die Aussage versteigen, der Völkermord an den europäischen Juden wäre ohne den Computer nicht möglich gewesen, aber er wurde durch ihn zumindest stark erleichtert.

Die Frage was-wäre-wenn stellt sich also nicht, es sei denn, man stellt sie etwas genauer, so wie Andreas Eschbach in seinem Buch "NSA - Nationales Sicherheits-Amt". Er fragt sich: Was wäre passiert, hätten die Nazis nicht nur Computer besessen, sondern auch Mobiltelefone, Internet und die damit verbundenen Überwachungsmöglichkeiten? Um die heutige Technolgie in die Vierzigerjahre zu bekommen, muss Eschbach etwas wacklig annehmen, Charles Babbage hätte die Analytical Engine tatsächlich bauen können, woran sich ein Entwicklungsschub anschloss, der unsere heutige Welt in eine Art Steampunk-Version vorweggenommen hätte. Datenkabel wären noch klobige Schläuche, Computer hätten Bakelit-Tastaturen und wären noch kleiderschrankgroß, Smartphones hätten ungefähr heutige Ausmaße, was dadurch ermöglicht wäre, dass es sich bei ihnen nur um dumme Terminals handelt und alle leistungshungrigen Operationen auf Zentralrechnern stattfinden. Integrierte Schaltkreise im Allgemeinen und Mikrochips im Besonderen scheint es noch nicht zu geben, und das verlangt der technisch interessierten Leserin zumindest am Anfang einige Geduld ab, gilt es doch zum Beispiel zu akzeptieren, dass es offenbar leistungsfähige und vor allem kleine Akkus gibt, mit denen sich Smartphones betreiben lassen, aber die Erklärung, wie ohne Chiptechnologie der Energieverbrauch und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit dieser Geräte so weit gesteigert werden konnte, dass sie mit heutiger Funkzellentechnik arbeiten, fällt arg dürftig aus.

Das alles lässt sich als literarische Freiheit verkraften, immerhin ist der Schwerpunkt des Buches ein anderer. Dass Eschbach ordentlich recherchiert hat, belegt er nicht zuletzt mit seinen deutschsprachigen SQL-Befehlen, und irgendwann zuckt der innere Nerd mit den Schultern und sagt sich: OK, genug genörgelt, weiterlesen.

Die Geschichte spielt während des zweiten Weltkriegs in einer Weimarer Behörde, die versucht, ihrer Vereinnahmung durch das Reichssicherheitshauptamt durch besonders gute Arbeit zu entgehen. Im Zentrum stehen der Analyst Eugen Lettke, der zusammen mit der Progammiererin Helene Bodenkamp versucht, die Suchalgorithmen ihrer Behörde zu optimieren. Beide haben ihre persönlichen Geheimnisse. Während Bodenkamp eine Liebesaffähre mit einem Deserteur hat, der sich auf einem nahe gelegenen Bauernhof versteckt, nötigt Lettke Frauen zu sexuellen Handlungen, indem er droht, unangenehme Dinge, die er über sie herausgefunden hat, zu veröffentlichen. Im weiteren Verlauf der Geschichte fangen beide auch an, die Rechner zu manipulieren - Lettke, um immer raffinierter an düstere Geheimnisse von Frauen zu gelangen, Bodenkamp, um zu verhindern, dass Suchfunktionen ihren Geliebten aufspüren.

Suchfunktionen sind es auch, die im Buch breiten Raum einnehmen. Um Himmler zu demonstrieren, wie gut das NSA arbeitet, finden die Mitarbeiter innerhalb weniger Minuten alle Haushalte in den besetzten Niederlanden, die wahrscheinlich Juden bei sich versteckt halten - allein anhand von Abnormaliäten beim Pro-Kopf-Kalorienverbrauch. Doch das ist nur der Anfang. Später werden die Abfragen immer raffinierter, und mit Bodenkamps Hilfe kommen sogar KI und neuronale Netze zum Einsatz. Die junge Programmiererin kommt dabei immer weiter in Konflikte. Einerseits ist sie offensichtlich gut in ihrem Beruf, an dem sie auch Gefallen hat, andererseits sieht sie auch, wie ihr Wissen zum Aufbau eines Überwachungs- und Mordapparats eingesetzt wird.

Eschbach schreibt nicht nur routiniert, er schreibt auch raffiniert und wartet immer wieder mit überraschenden Wendungen auf. Das Buch enthält anzügliche Passagen, aber es sind keine billigen Versuche, damit die Auflage zu steigern, sodern erfüllen innerhalb der Geschichte eine wichtige Funktion. Insgesamt fällt auf, wie glaubwürdig die Figuren entwickelt sind. Es gibt keine Deus-ex-machina-Momente, in denen man das Gefühl hat, der Autor wisse sich nur noch mit irgendwelchen wilden Konstrukten zu helfen. Im Gegenteil: Eschbach entwickelt eine bis zum Ende glaubwürdige Geschichte.

Na gut, eine ganz am Ende eingeführte Technologie finde ich selbst für heutige Verhältnisse etwas gewagt, aber anders wäre die Schlussszene schwer möglich gewesen, in der Eschbach eine Verbeugung vor dem dystopischen Klassiker "1984" vollführt.

"NSA" ist keine beschwingte Unterhaltungsliteratur. Es ist auch kein packender Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Es ist aber anders als Robert Harris' "Vaterland" nicht nur eine Überlegung, wie Geschichte hätte anders verlaufen können. Es ist eine aktuelle Mahnung, dass harmlose Daten zur tödlichen Gefahr werden können, wenn sie in die falschen Hände geraten. Gerade in dieser Zeit, in der Demokratien Überwachungsapparate errichten und kurz darauf in den Totalitarismus kippen, ist es gut, wenn Leute wie Eschbach zeigen, wo so etwas enden kann.

Andreas Eschbach
NSA – Nationales Sicherheits-Amt
Roman

Verlag Lübbe, Köln.
€ 22,90
Hardcover, 800 Seiten
ISBN 978-3-7857-2625-9

Donnerstag, 1. November 2018

Die Lotsin geht von Bord

Eigentlich war allen klar, dass dieser Tag bald kommen müsste - der Tag, an dem Angela Merkel den kotrollierten Abschied von der Macht einleitet. Wahrscheinlich hatte sie sich das Ganze anders vorgestellt - ruhiger, in weniger stürmischen Zeiten. Dafür stimmten jedoch schon die Startvoraussetzungen nicht: eine schwer angeschlagen überstandene Bundestagswahl, eine geplatzte Koalitionsverhandlung mit Grünen und FDP, die auf einmal kalte Füße bekam und sich endgültig in die Ecke der Politkasper verabschiedete und schließlich das Zusammenrotten mit dem alten und neuen Koalitionspartner SPD, die bei dieser Gelegenheit eine Selbstdemontagenummer hinlegte, deren Drehbuch selbst bei einer RTL-Vorabendserie durchgefallen wäre. Der einzige Grund, warum die Koalition überhaupt zustande kam, war die Angst vor Neuwahlen und der AfD, die in diesem Fall wahrscheinlich 20 Prozent geholt und damit das Land an den Rand der Nicht-Regierbarkeit gebracht hätte. In einer Zeit, in der allen klar war, dass es neue Ideen und frische Impulse brauchte, war die einzige Antwort, die dem Parlament einfiel, die Fortsetzung einer Koalition, die vor allem phantasie- und lustloses Sich-Durchwurschteln verkörperte, bei der Wahl abgestraft wurde und das Attribut "groß" schon lange nicht mehr verdiente. Bereits beim Wieder-Zustandekommen der ehemals großen Koalition war klar: Das ist eine Notlösung, die einschließlich der Koalitionspartner niemand so richtig gewollt hatte. Es war auch klar, dass es eine weitere Bundestagswahl mit Merkel als Spitzenkandidatin nicht mehr geben wird, dass irgendwann im Verlauf der Legislaturperiode die Übergabe stattfinden wird. Die Frage war nur: wann und an wen?

Der jetzige Zeitpunkt ist denkbar schlecht gewählt: Bei zwei Landtagswahlen in Folge wurden beide Koalitionspartner dezimiert, und der einzige Grund, warum die CDU überhaupt noch, wenn auch taumelnd, steht, liegt darin, dass die SPD in einem Maß pulverisiert wurde, dass es nicht einmal mehr Spaß bringt, darüber Witze zu reißen. Die Partei hat schlicht ihre Satisfaktionsfähigkeit verloren. Noch denkt niemand ernsthaft daran, aber wenn der SPD nicht bald etwas einfällt, ist der nächste Gegner keine Partei, sondern die Fünf-Prozent-Hürde.

Als bei der vorletzten Wahl die damals noch große Koalition zustande kam, sahen viele besorgt auf die erdrückende Macht, die sie im Bundestag innehatte. Die Regierung konnte jederzeit die Verfassung ändern, saß nahezu allen Ausschüssen vor, und bei der Redezeit blieb für die kleineren Fraktionen kaum noch die Zeit, das Mikrofon auf die richtige Höhe zu justieren. Den aktuellen Umfragen zufolge wäre Schwarz-Rot auf Bundesebene nicht einmal mehr in der Lage, überhaupt eine Regierung zu bilden.

Angesichts solcher Zahlen hätte Merkel eigentlich schon viel früher den Abschied ankündigen müssen, aber dafür war schlicht keine Zeit. Kaum war die Regierung nach monatelangen Verhandlungen endlich zustandegekommen, schaltete die CSU in den Landtagswahlmodus und dominierte über Monate die Schlagzeilen. Der neue Ministerpräsident, dessen Geisteszustand mit "schlicht" noch sehr wohlwollend beschrieben ist, verstieg sich in einer Kapriole nach der nächsten, und weil sein nach Berlin ins Innenministerium abgeschobener Erzfeind im bajuwarischen Gemächtevergleich nicht nachstehen wollte, überboten sich die beiden in immer wilderen Ideen, ob man Kreuze an der Landesgrenze aufhängen und wie viele Flüchlinge in Amtsstuben hineinlassen sollte. In dieser Zeit hatte Merkel alle Mühe, ihren zunehmend abdrehenden Minister im Zaum zu halten, dessen Kapriolen nicht nur Richtung Bayern, sodern auch auf die Kanzlerin zielten. Hier Schwäche zu zeigen, hätte das sofortige Ende der Regierung bedeutet.

Es war also eine gute Idee, erst die Landtagswahlen in Bayern und Hessen durchzustehen und nach dem erwartet desaströsen Ergebnis zu sagen: OK, wir haben verstanden. Wir leiten den Wechsel an der Spitze ein. Die Frage ist nur: an wen?

Im Moment kursieren vor allem drei Namen: Kramp-Karrenbauer, Spahn und - wer bitte? - Merz.

Merz? Der mit der Steuererklärung auf dem Bierdeckel? Der mit den Cum-Ex-Gechäften, der sich in Dutzenden Aufsichtsräten eine goldene neoliberale Nase verdient - naja, was heißt verdient? - angeschafft hat? Der Zweiundsechzigjährige, vor 16 Jahren von Merkel ausgebootet und vor 9 Jahren in den politischen Ruhestand gegangen, dieser Mann soll bitte was verkörpern? Neue Ideen? Schamlose Raffkementalität passt da wohl besser. Gegen Merz wirkt selbst der Minister für Reichengesundheit schon fast empathisch.

Bleibt eigentlich nur noch Kramp-Karrenbauer, aber sie trägt den Makel, die alte Linie fortsetzen zu wollen, und das will in der CDU niemand. Bei den Wahlen zieht das offenbar auch nicht so recht.

Ich will nicht unken, aber viele von uns werden sich Merkel noch zurückwünschen, wenn die CDU den sich andeutenden Rechtsschwenk vollzieht. Die Kanzlerin hatte das Kunststück vollbracht, die CDU weit in Richtung Sozialdemokratie zu bewegen und viele Ideen der SPD als eigene Errungenschaften zu präsentieren. Während Kohl einfach entschied und aussaß, verfügte Merkel über das Gespür, abzuwarten, bis sich in der allgemeinen Meinung ein Trend abzeichnete und ihn aufzugreifen. Viele kreideten ihr das als Zögerlichkeit an, dabei war es nur ein einfühlsamerer Stil als die Basta-Mentalität ihrer Amtsvorgänger. Ich behaupte, da merkte man die promovierte Naturwissenschaftlerin: gucken, analysieren, entscheiden. Nicht versuchen, der Welt den eigenen Willen aufzuzwingen, sondern die bestehenden Mechanismen für sich wirken zu lassen.

Als Merkel erstmals Kanzlerin wurde, sah ich zwei Möglichkeiten: Entweder wird sie zerrieben zwischen den ganzen machtgierigen Obermackern in der eigenen Partei, der CSU, dem Koalitionspartner FDP und der Opposition, oder sie schreibt Geschichte. Ehrlich gesagt gab ich ihr zwei Jahre, bis die Anderen die Kanzlerin ausgelaugt und sich selbst in Stellung gebracht haben. Tatsächlich kam es anders.

Ich bin alles Andere als ein Merkel-Fan, aber nach dem bräsigen, aus Ehrfurcht vor der eigenen historischen Größe erbebenden Kohl und Ich-will-hier-rein-Schröder empfand ich ihren schon fast apathischen Regierungsstil geradezu als Wohltat. Wie schon gesagt: Da wird sich was ändern.

Und die SPD? Noch vor zwei Jahren hätte ich mir das Maul zerrissen, hätte über Ätschi-bätschi-Pippi-Langstrumpf-Nahles gelästert und mich darüber ereifert, dass ihr selbst nach einem einstelligen Wahlergebnis in Bayern nicht mehr einfällt als das übliche Gestammel von: "Wir haben verstanden", "keine Zeit für vorschnelle Entscheidungen" und: "wir werden uns neu orientieren und ganz entschieden in die Richtung weiterrennen, in die wir all die Jahre vorher schon erfolglos gerannt sind". Aber ehrlich: Welchen Tipp will man dieser Partei heute noch geben außer: "zum Abschluss einmal durchkehren und bitte dran denken, das Licht auszuschalten"? Unter Schulz hätte es eine Chance gegeben, sich wieder als soziale Partei zu präsentieren und beispielsweise zuzugeben, dass Hartz IV von jeder Partei hätte kommen können, nur nicht von der SPD. Doch dafür ist es jetzt zu spät. Die SPD könnte sich jetzt hinstellen und jeder Arbeitslosen einen Sack Diamanten versprechen - es glaubt ihr einfach keiner mehr. Eine Partei, die in Bayern auf Platz 5, in Hessen auf Platz 3 und den aktuellen Umfragen zufolge im Bund auf Platz 4 steht, kann nicht erzählen, was sie täte, wenn sie die Regierung übernähme. Sie kann allenfalls andeuten, was sie vorschlüge, wenn sie denn jemand fragte.

Als wenn das allein schon nicht genug wäre, hängt über allem das Damoklesschwert AfD, die sich deutlich im zweistelligen Bereich bewegt, vielerorts die Zwanzig-Prozent-Marke als nächstes Ziel sieht und in Bayern sowie den letzten Umfragen nach auch im Bund deutlich vor der SPD liegt. Das ist ein weiterer Grund, warum Witzereißen gerade nicht funktioniert. Es gibt kein Drumherumreden: Die "große" Koalition hat den Nährboden für die AfD geschaffen, und egal, welche Strategie man wählt, es scheint kein Kraut gegen sie gewachsen. Mit ihr reden, hieße ihre Thesen ernst nehmen, sie auszugrenzen gibt ihr die Möglichkeit, sich noch effektvoller als Opposition zu inszenieren. Die einzige Chance könnte sein, sie sich selbst demontieren zu lassen. Das aber ginge nur in Regierungsverantwortung, und dieses Risiko wäre mir deutlich zu hoch. Wir haben gesehen, wie in der Türkei, in Polen und den USA scheinbar stabile Demokratien in Diktaturen verwandelt werden. Wir sehen an der eigenen Geschichte, dass keine Verfassung so stark ist, dass man sie nicht schrittweise aushöhlen kann. Die AfD in einer Regierungskoalition wäre kein Spiel mit dem Feuer. Es wäre ein Spiel mit Thermit. In einem heliumgefüllten Zeppelin. Mit einem Atomsprengkopf an Bord. Über den Dächern Moskaus schwebend.

Merkel hat ihren Abgang klug gewählt, ist auch der Zeitpunkt alles Andere als optimal. Ihre Nachfolger werden eine Neuorientierung versuchen, und ich fürchte, das heißt: Rechtsorientierung, in der Hoffnung, auf diese Weise verlorene Stimmen zurückzugewinnen. Die SPD spielt derzeit keine Rolle, falls sie jemals wieder eine spielen wird. An ihre Stelle sind - für mich überraschend - die Grünen getreten, eine Partei, die sich von einem Haufen wirrer Ökopaxe in eine sauber durchgestylte Marke verwandelt hat, die Frieden zwar OK findet, aber durchaus auch mal einen Krieg mitbeschließt, die Ökologie fördert, aber die ganz harte Konfrontation mit der Industrie scheut und die innenpolitisch auch schon gern mal den starken Staat schätzt. Kurz: Im Prinzip ist für alle was da. Es gibt keine Überzeugung, welche die Grünen nicht notfalls aufzuweichen bereit wären. Von der einstigen Prinzipienstärke ist nicht mehr viel übrig, aber seien wir ähnlich: So funktioniert Regieren nun einmal.

Wohin die Reise geht? Schwer zu sagen, im Moment ist alles möglich. Die drei großen politischen Kräfte sind im Moment CDU, Grüne und AfD, und fragen Sie mich bitte nicht, was dabei am Ende herauskommen soll.