Samstag, 28. Januar 2012

Neue Betrugsmasche: Deutsche Gewinngemeinschaft

Da in meinem Bekanntenkreis gerade eine neue Betrugsmasche umgeht, möge mir die geneigte Leserschaft verzeihen, wenn der übliche Plauderton in diesem Posting ausbleibt und einfach nur eine Beschreibung der Geschehnisse folgt.

Die Masche ist genauso simpel wie penetrant: Unter einer (in den mir bekannten Fällen) Frankfurter Telefonnummer meldet sich eine Mitarbeiterin einer "Deutschen Gewinngemeinschaft" (der Name variiert auch gern) und erzählt etwas von irgendeinem Vertrag den man mit einem österreichischen Anbieter geschlossen haben soll und dessen Gebühren jetzt fällig werden. Ersatzweise könne man diesen Vertrag in ein Zeitschriftenabo umwandeln und werde dann in ein Löschprogramm übernommen.

Oder so. Selbst wenn ich mir mehr Mühe gäbe, die Geschichte zu rekonstruieren, sie gewänne nicht an logischer Konsistenz. Interessant ist, dass die Mitarbeiter offenbar teilweise in Besitz von Kontodaten der Angerufenen sind. Woher sie die Daten haben, ist nicht klar, einige Quellen sprechen von einem Leck, aus dem die Informationen aus einem Webshop in dubiose Kanäle gesickert sind. Auf jeden Fall spielen Kontonummern eine zentrale Rolle, denn die Anrufer sind darauf aus, dem Angegriffenen auf jeden Fall diese Information zu entlocken.

Da die ganze Geschichte nun selbst naiven Naturen reichlich wirr erscheint - was hat Lottospielen mit Zeitschriftenabos gemein? -, legen die Betrüger gern sprachlich noch etwas drauf. Das geht so weit, dass der Mitarbeiter ankündigt, er werde jetzt sofort vom Konto abbuchen, egal ob der Kontoinhaber zustimmt oder nicht. Im Netz gehen Berichte herum, dass die Buchung im Einzelfall sogar stattfand. Reagiert die Angegriffene gar noch misstrauisch und legt auf, kann man sicher sein: Die nächste Wochen steht das Telefon nicht still. Aufs Band spricht die Gewinngemeinschaft jedoch nie.

Was mich an der Geschichte verwirrt, ist die Plumpheit des Vorgehens. Ich hatte in den vergangenen Jahren den Eindruck, dass Betrüger immer professioneller und schwerer durchschaubar agieren. Hier aber geht die Deutsche Gewinngemeinschaft sogar noch aus wirtschaftlicher Sicht dumm vor. Wenn ich eine besonders plumpe Masche probiere, dann versuche ich, möglichst schnell möglichst viele Leute zu erreichen und hoffe, dass ein gewisser Prozentsatz auf Anhieb das Geld herausrückt. Tagelang immer wieder zu versuchen, ein und dieselbe Person anzugreifen, obwohl nach dem zehnten Anruf klar sein sollte, dass der Versuch gescheitert ist, spricht entweder für Betrüger auf Teenagerniveau oder einen sehr kleinen Adresspool und hohen Erfolgsdruck. Wer weiß, mit welchen Mitteln die Anrufer motiviert werden.

Zum Abschluss gibt es den üblichen Rat, unbekannten Anrufern mit kritischer Distanz zu begegnen, persönliche Informationen und damit auch Kontodaten nur an vertauenswürdige Stellen herauszugeben und bei besonders abenteuerlichen Forderungen freundlich schriftliche Belege zu verlangen. Grundsätzlich gilt: Je aggressiver das Gegenüber auftritt, desto geringer schätzt er seine Erfolgsaussichten ein.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann die versichern, dass die Masche nicht neu ist und auch von seriösen Call-Centern angewandt wird. Das ganze geschieht im Rahmen von Outbound-Projekten. Die Nummern, wie auch Konto-Daten stammen aus älteren Kunden-Daten-Sätzen von Verlagen. Die Call Center sollen eigentlich ältere Kunden wieder zu einem Abo der Zeitschrift überreden und kassieren je nach Abschluss Geld. Der Verlag prüft nicht nach wie die das machen und zahlt

Publikumsbeschimpfung hat gesagt…

Danke für den Hinweis!